LEDERHOSE TRIFFT DISKOKUGEL

Veröffentlicht von: am 30. März 2012

Die Trachtendisko erobert die Brauchtumshauptstadt.

I love to watch you dance, Tony. I love it!

Es ist eine der berühmtesten Anfangsszenen der Hollywoodgeschichte: am 14. Dezember 1977 schlenderte ein junger New Yorker zum allerersten Mal betont lässig über die US-Kinoleinwände. Das rote Hemd weit aufgeknöpft, die braunen Lederschuhe auf Hochglanz poliert,  in der Hand einen Eimer Farbe und im Hintergrund der revolutionäre neue Sound der Bee Gees. Für Tony Manero war es der tagtägliche Weg in die Arbeit, kurz unterbrochen durch das Vorbeeilen einer  unbekannten Schönheit. Für den blutjungen John Travolta war es der direkte Weg zur Weltkarriere. Vom Gehsteig in Brooklyn, über den bunt erleuchteten Dancefloor, direkt auf den Hollywood-Olymp. Und für Millionen Kinozuseher weltweit war es der heißersehnte Weg in eine neue Ära, der endgültige Start ins Discozeitalter. Es waren die ersten 60 Sekunden des Kultfilms „Saturday Night Fever“, die die globale Party-jugend von New York aus endgültig ins absolute Tanzfieber stürzte.

An Tusch und a Lustige drauf, Toni. I love Kirchtag!

Wer genau am 28. Juli 2012 zu „Staying Alive“ über den großen Laufsteg schlendern wird, steht noch nicht fest. Klar ist jedoch, dass der Weg am Catwalk vor dem Congress Center Villach direkt an die legendäre Filmszene anschließen wird. Und wieder soll es ein Weg in eine neue Ära sein. Eine Ära in der Hirschleder das Polyester und Dirndlkleider die Schlaghosen ersetzen und damit einen völlig neuen Trend setzen. Rund um das Thema „Villacher Kirchtag“ wird aus der legendären Disco der 70er eine moderne Disko fürs 21. Jahrhundert. Garniert mit regionalem Brauchtum wird das weltweite Tanzphänomen zu einer völlig neuartigen Veranstaltung, zur allerersten Trachtendisko. Erstmals werden die bewährten Grundsteine des Kirchtags – Brauchtum, Gastlichkeit und Feiern – mit dem Retrothema „Disco“ kombiniert. Eine moderne Veranstaltung ganz in der Tradition des Kirchtags, jedoch völlig neu interpretiert.

 

Tanzend aus dem Alltag ausbrechen

Tony Manero – der einfache Angestellte eines Farbladens – wurde als „König der Tanzfläche“ mit einem Schlag zum Sinnbild einer ganzen Generation, die pünktlich zu Feierabend aus dem tristen Arbeitsalltag in die Glitzerwelt des Disco-Pops entfloh. Mit Saturday Night Fever erlebte die knallbunte Disco-Welle ihren vorläufigen Höhepunkt, nachdem sie bis dahin vorwiegend ein New Yorker Underground-Phänomen war. Mit der Aufhebung des Tanzverbots für gleichgeschlechtliche Paare im Jahr 1969 etablierte sich, ausgehend von der schwul-lesbischen Szene, im Big Apple erstmals so etwas wie eine Clubkultur. In der ganzen Stadt schossen Bars und Clubs aus dem Boden, die Mitte der 1970er mit legendären Locations wie dem Studio 54 weltweit bekannte Aushängeschilder produzierten. Mit der Entstehung des Disco-Fox aus den Tanzeinlagen des Beat und der Etablierung der Disco-Musik durch die großen Platten-Labels schwappte die Welle aus der Großstadt auch in die Provinz über. Im deutschsprachigen Raum wurden aus den Diskotheken mit Schlagermusik und braven Tanzpartys moderne Discos mit aufwendiger Licht- und Tontechnik. Gleichzeitig etablierte sich der moderne Discjockey wie wir ihn heute noch kennen. Weg vom simplen Plattenaufleger hin zum Moderator und Animateur, der mit seinem Musikprogramm über Erfolg und Misserfolg des Abends entschied. Mit Saturday Night Fever erreichte das Disco-Klischee der 1970er endgültig den Massenmarkt. Travolta verkörpert das perfekte Vorbild für die Bedürfnisse der Jugend. Raus aus dem öden Alltag, um für eine (Samstag) Nacht ein Star zu sein.

Villachs einzigartiges Fest der Vielfalt

Tanzen ist auch das bestimmende Thema wenn in Villach die Bauerngman alljährlich Polka-tanzend zum Kirchtag lädt. Zum mittlerweile 69. Mal wird heuer die gesamte Draustadt Anfang August zum Tanzboden und damit für eine Woche zur Brauchtumshauptstadt Österreichs. Ein Titel den sich die Villacher über die vergangenen Jahrzehnte mit steter Weiterentwicklung ihres Kirchtags hart erarbeitet haben und der mittlerweile den Sommer in der Faschingsmetropole prägt. Was 1934 als simpler Kirchtag begann ist mittlerweile zu einer Woche der Pflege regionalen Brauchtums, der Erhaltung alter Traditionen und des hochwertigen Feierns angewachsen. Kurz unterbrochen durch die Wirren des 1. Weltkriegs entwickelte sich aus dem kleinen Volksfest eine moderne Großveranstaltung, die mittlerweile mehr als charakteristisch für die Lebens- und Feierfreude der Villacher geworden ist. Eine ganze Region tanzt – und das inmitten der festlich geschmückten Altstadt entlang der Drau. Wenn dann neuerdings vielerorts der große Trend „Mit Qualität zurück zum Ursprung und zur Tradition“ ausgerufen wird, kann man in Villach stolz darauf verweisen, dass man diese Maxime schon lange verfolgt und damit den Kirchtag sehr erfolgreich ins 21. Jahrhundert gebracht hat.

Eine unvergessliche Diskonacht

Mit einer ganz neuen Veranstaltung und der Fusion zweier – auf den ersten Blick ziemlich konträrer – Traditionen bleibt man in Villach auch weiterhin dem Trend voraus. Noch vor dem offiziellen Auftakt soll eine einzigartige Kombination aus den Themen Kirchtag und Disco den Startschuss in die Brauchtumswoche geben. Mit der erstmals stattfindenden Trachtendisko soll die Tanzbegeisterung der Disco-Ära mit jener aus knapp sieben Jahrzehnten Kirchtag verschmelzen und eine völlig neuartige Veranstaltung ergeben. Angelehnt an die legendären – aber leider ausgestorbenen – großen Ballveranstaltung der 1960er und 70er Jahre wird die Trachtendisko eine ganze Nacht komplett unter das Motto „Tanz, Kulinarik und Feierlaune“ stellen. Für eine Sommernacht wird Villach zu New York, der Catwalk am Europaplatz zum Boardwalk in Brooklyn und das CCV zu Tony Maneros Stammdisco „2001 Odyssey“.

Der Villacher Kirchtag erhält zum Aufwärmen eine Tanzveranstaltung der ganz anderen Art und erlebt damit heuer seinen ersten Höhepunkt schon vor dem offiziellen Start. Ab dem 28. Juli geht man ausschließlich mit Lederhose und Dirndlkleid zum Tanzen.

Die schillerndste Trachtenveranstaltung der Saison buchstabiert man D-I-S-K-O! Mit „K“, wie Kirchtag!