KLAUS DOLLESCHAL

Veröffentlicht von: am 30. März 2012

Den „Normalen“ einen Tritt voraus.

Sportlich interessiert? Eigentlich… ja. Dann haben sie sicher schon einmal etwas von Klaus Dolleschal gehört? Nein… sagt ihnen überhaupt nichts. Unter uns: einen mehrfachen Österreichischen Staatsmeister im Einzelzeitfahren und Straßenrennen nicht zu kennen stellt ihr sportliches Interesse doch ein wenig in Frage. Der aktuell 13. der Weltrangliste des internationalen Radsportverbandes sollte doch jedem Hobbysportler ein Begriff sein.

Ah, jetzt klingelt es doch… dass ist ja der Typ mit dem Handbike, der sich derzeit auf die Olympischen Spiele in London vorbereitet.

Genau… das ist er!

Kurze Erklärung: Ein Handbike ist ein Fahrrad, welches in liegender Position alleine durch die Kraft der Arme betrieben wird.

Mit einem solchen Handbike hatte Klaus Dolleschal in seiner Jugend eigentlich gar nichts am Hut. Er wollte Skirennläufer werden. Da es mit der Karriere auf den Brettln im Schnee aber nicht klappte kickte Dolleschal bis zu seinem 33. Lebensjahr bei verschiedenen Vereinen in der Fußball-Landesliga. Von einer Sekunde auf die andere änderte sich das Leben des Wernbergers aber schlagartig.

Bei einem Jux-Skirennen kam er im Zielraum zu Sturz und es wickelte den ehemaligen Rennläufer mit dem Kreuz um einen schlecht abgesicherten Fahnenmast. Diagnose: Querschnittlähmung.

Nach einer Woche Intensivstation wollten ihn die Ärzte schon für verrückt erklären als er sich strikt weigerte seine Psychopharmaka einzunehmen.Für Klaus Dolleschal war sehr schnell klar: Neues Leben – neue Herausforderung! Große Hilfe erlangte er dabei durch die fortwährende Unterstützung seiner Familie. Im Gedächtnis blieb ihm bis heute die Aussage eines Freundes, welche ihn anspornte:

„Sei froh, dass es so gekommen ist, sonst hättest nicht einmal deinen Buben aufwachsen sehen.“

Zwei Monate nach dem Unfall kurvte Dolleschal dann schon munter mit seinem umgebauten Auto umher. Zu dieser Zeit kam es auch zum Erstkontakt mit dem Handbike. Fasziniert vom Fortbewegungsmittel wurde selbiges auch gleich  in den USA bestellt und seither hat ihn die Faszination „Handbike“ nicht mehr losgelassen. Den besonderen Anreiz sieht Dolleschal in der Verbindung der sportlichen Komponente mit der Bewegung in der Natur und gibt uns noch einen seiner Leitsätze mit auf den Weg:

„Ein sportliches Leben bringt hohe Lebensqualität.“

Im Laufe der Jahre wurde seine Leidenschaft für den Sport immer größer und Klaus Dolleschal begann an kleineren Rennen teilzunehmen. Ohne großen Trainingsaufwand fuhr er bei den Österreichischen Meisterschaften immer ins Spitzenfeld. Irgendwann kamen ihm Erzählungen über die Sadler‘s Alaska Ultrachallenge zu Ohr. Das weltweit längste Etappenrennen für Rollstuhlfahrer und Handbiker ging Dolleschal sodann nicht mehr aus dem Sinn. Als er 2009 seinen Traum verwirklichte und nach harten 9 Etappen sogar als Fünfter über die Ziellinie rollte, stand Dolleschal aber erst am Anfang seiner professionellen Rennkarriere.Mittlerweile feierte der 47jährige unzählige Staatsmeistertitel und ist fixer Bestandteil des UCI-Paracycling World Cups. Die Rennserie führt ihn jährlich zu rund 25 Rennen nach Australien, Nordamerika und ganz Europa. Hier wird um jede Sekunde und jeden Zentimeter gekämpft und die Konkurrenz ist alles andere als zimperlich.

„Waßt eh wie‘s bei uns manchmal krocht,“ sagt einer, der Aufschürfungen an Armen und Oberkörper als Kinkerlitzchen abtut.

Unfälle bei Durchschnittsgeschwindigkeiten um die 40km/h stehen im Rennzirkus an der Tagesordnung und kein Sportler ist vor gröberen Verletzungen gefeit. Auf die Frage ob er mit 47 Jahren nicht schon zu alt für solche Spompanadeln ist, antwortet er gelassen:

 

„Im Behindertensport gibt es relativ  wenig junge Athleten. Die meisten sind so alt wie ich.“

Der Spitzensport verlangt eiserne Disziplin und Klaus Dolleschal trainiert fast täglich. Im Altis Sportzentrum Klagenfurt bereitet er sich mit seinem persönlichen Trainer Arnold Jonke unter professionellsten Bedingungen gezielt auf die Wettkampfsaison vor. Um die 15 000 km spult Dolleschal in einem Jahr auf seinem Rad herunter. Im Sommer tankt er zusätzliche Kraft beim Mountainbiken und ist auch oft mit dem Kanu unterwegs. Und wundern sie sich nicht wenn sie im Winter auf der Loipe von einem Langlaufschlitten überholt werden. Es ist mit großer Wahrscheinlichkeit Klaus Dolleschal der auch in dieser Sportart mit zwei Österreichischen Meistertiteln dekoriert ist.

 

„Es ist eine große Genugtuung für mich, wenn ich mit den „Normalen“ mithalten kann.“

Einige dieser „Normalen“ sind immerhin Rennradprofi Bernhard Eisel und Triathlet Hannes Hempel, die er öfters bei Trainingsausfahrten trifft. Aber auch mit KAC-Kapitän Christoph Brandner wurde die eine oder andere Seerunde „geradelt“.

Großes Ziel für 2012 sind die Olympischen Spiele in London. Klaus Dolleschal will unbedingt dabei sein und die Qualifikation im Frühjahr beim Weltcup in Rom erbringen.

Jene, die jetzt wissen wer Klaus Dolleschal ist, geben die Frage: Hast du schon einmal etwas von Klaus Dolleschal gehört, gleich an ihre Freunde weiter und bringen ihnen dann seine Geschichte näher. Eine Erfolgsgeschichte über pure positive Lebenseinstellung.