MYTHOS ODER WIRKLICHKEIT

Veröffentlicht von: am 3. März 2011

Die Kärntner 
Nudelminze.

Wenn ich bei meinen Kräuterführungen im Rahmen der Präsentation der schier unübersichtlichen Vielfalt an Minze-Arten die Kärntner Nudelminze bespreche, ernte ich oft ungläubige Blicke oder gar erstauntes Gelächter. Manchmal bedarf es sogar eindringlicher Versicherungen: Ja, es gibt sie wirklich – die Kärntner Nudelminze! Die Kärntner Nudelminze wird geschätzt, weil sie ein sehr würziges Aroma, doch nur einen geringen Menthol-Gehalt hat. Deshalb eignet sie sich gut zum Kochen, ohne dass gleich alles nach Spearmint-Kaugummi schmeckt. Dennoch stellt Kärnten auf der heimischen Landkarte die Ausnahme schlechthin dar, denn sonst ist die Verwendung von Minze in der Küche kaum gebräuchlich. Botaniker kennen die Kärntner Nudelminze, die auch als braune Minze bekannt ist (wegen ihrem braun gefärbten Stängel), unter dem Namen Mentha x gracilis oder gentilis. Das „x“ zwischen Vor- und Nachnamen deutet schon auf eine besondere Eigenschaft hin, die alle Minzen gemein haben: Die Nudelminze ist eine Kreuzung aus verschiedenen Arten. Minzen bastardieren nämlich unheimlich gern, wodurch eine schier unüberschaubare Vielfalt an Variationen entsteht. In der Züchtung macht man sich das zum Vorteil – da gibt es heutzutage so ziemlich alles, was das Herz begehrt: Lemon- und Erdbeerminze, Bananen-, Ingwer- oder Orangenminze.
Die Suche nach der „echten“ Kärntner Nudelminze kann dagegen schon mal zur „Sisyphus-Arbeit“ ausarten. Kultiviert man seine Nudelminze im Garten etwa neben der gewöhnlichen Pfefferminze oder einer anderen Minzeart, so kann es schon vorkommen – wenn man nicht aufpasst – dass man nach einiger Zeit nur mehr ein Mischmasch hat. Am ehesten ist sie daher in den Bauerngärten anzutreffen, wo sie Bäuerinnen seit je her kultivieren und so einen wertvollen Beitrag zur Erhaltung alter Sorten leisten. Auch im gut sortierten Kräuter-Fachhandel kann man die Kärntner Nudelminze hie und da erstehen, doch handelt es sich hierbei oft um neuere Züchtungen.

Simone Matouch ist Biologin, zertifizierte Kräuterpädagogin und Natur- & Landschaftsführerin. Beim Mühlenstüberl in Obergail, Lesachtal betreibt sie ihren Schau-Kräutergarten, wo von Mitte Mai bis Mitte September Kräuterführungen, Verkostungen eigener Produkte sowie Kräuter-Workshops angeboten werden.
Sie stellt eine Reihe eigener Produkte her, darunter Kräuter-Säfte und -Gelees, Senf, Liköre, Kräuter-Essige und –Öle, aber auch Seifen und andere kosmetische Produkte.

Mag. Simone Matouch
Natur- & Kräuterwerkstatt Lesachtal
9653 Liesing 37
kraeuterwerkstatt@lesachtal.com
www.kraeuterwerkstatt-lesachtal.at
0043-650-276 8082

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