Über Kurz oder Lang

Veröffentlicht von: am 31. August 2010

Die Renaissance des Kurzfilms

Der Kurzfilm ist aktuell so präsent und beliebt wie nie zuvor. Handykameras und Youtube leiteten eine Wiedergeburt ein, die das Publikum in seinen eigenen Erfahrungen inspiriert und Lust auf mehr macht. Welches kreative Potential im Format Kurzfilm steckt offenbart K3: Internationales Kurzfilmfestival in Villach. Die Neugierde auf die künstlerischen Schöpfungen der Profis entfachte einen enormen Publikumsandrang und schon nach wenigen Minuten baumelte das Schild „Ausverkauft“ an der Kasse des Stadtkinos. Der Hunger des Publikums auf „Kurzes“ scheint aber noch lange nicht gestillt.

Die Anfänge der bewegten Bilder
Bevor wir jedoch die Renaissance des kurzen Films näher beleuchten, führt uns eine kleine Zeitreise zurück zu den Anfängen des Filmschaffens. Nach mehreren zeitgleichen Entwicklungen auf dem Gebiet der Bewegungsbildprojektion, konnte sich gegen Ende des 19. Jahrhunderts der Projektionsapparat der Brüder Lumiére durchsetzen. Seiner Funktionsweise nach war er Filmkamera, Filmkopierer und Filmprojektor in einem Gerät. Als Material kam ein 35 mm breiter Filmstreifen zur Verwendung. Das eingesetzte Filmmaterial war in seiner Anwendung und Handhabe sehr empfindlich und kostspielig. Daher dauerten die ersten Aufnahmen der Brüder Lumiére kaum länger als 45 Sekunden und bildeten hauptsächlich reale Szenen ab.

Einroller und Zweiroller
Nach und nach begannen die Macher die kurzen Filmstreifen aneinander zu kleben und entwickelten damit die Technik der Filmmontage. Einer der berühmtesten Streifen dieser Epoche war „Die Reise zum Mond“ (F, 1902) von Georges Mèliése. Der Film hat eine Länge von 14 Minuten und wurde nach Vorlage eines Jules Verne Romans verfilmt. Mèliése ging als Pionier des erzählenden Kinos sowie als Begründer der Stopp-Motion-Technik (Einzelbildaufnahme) in die Filmgeschichte ein. In dieser Zeit wurden während einer Kinovorstellung mehrere kurze Filme hintereinander projiziert. Dabei unterschied man zwischen Einrollern und Zweirollern – je nach dem wie viele Filmrollen zu wechseln waren.

Der erste Langfilm
1915 überschreitet David Wark Griffith mit seinem monumentalen Stummfilm „Birth of a Nation“ (USA, 1915) eine cineastische Grenze. Sein Werk dauert ganze 187 Minuten und konnte eine ganze Kinovorstellung ausfüllen. Doch erst ab 1930 setzte sich der Feature-Film in Ton, Farbe und Breitbild in den Lichtspieltheatern endgültig durch.
Um 1950 etablierte sich dann das Fernsehen und viele Kino-Theater verzeichneten dramatische Besucherrückgänge. Dem kurzen Film wurde immer weniger Bedeutung geschenkt und durch die einsetzende Kommerzialisierung des Kinobetriebs (Werbeausstrahlung und Filmtrailer) verschwand der Kurzfilm dann völlig aus dem Kinoalltag. Erst in den späten 70er Jahren wurde der „short film“ als eigenständige Gattung wieder anerkannt und seine Länge in der Regel auf 30 Minuten beschränkt.

Die Renaissance des Kurzfilms
Nicht zuletzt durch Handykameras und Youtube feiert der Kurzfilm nun eine Renaissance. Wie bei den Pionieren der „laufenden Bilder“ spielt wiederum die technische Machbarkeit eine prominente Rolle. Beschränkte Speicherkapazitäten und Downloadgeschwindigkeiten bereiten dem Kurzfilm im digitalen Zeitalter einen entscheidenden Vorteil. Der Kurzfilm ist auf Internetportalen so präsent und beliebt wie nie zuvor und viele Handybenutzer mutieren zu Kurzfilmregisseuren.

K3: Internationales Kurzfilmfestival Villach

Diesem Trend folgend entdecken sowohl Filmemacher als auch Zuseher den Kurzfilm als ein Format welches sich frei von den Konventionen des Langfilmkinos wieder neu entwickelt. Das kommerzielle Kino scheint zu träge um auf diesen Zug aufzuspringen, denn ein 90 minütiger Langfilm hat bestimmten Regeln zu folgen um nicht LANGweilig zu werden.

In Villach etablierte sich infolgedessen ein eigenes Internationales Kurzfilmfestival. Unter dem Namen K3 flimmert nun jährlich im Juli eine feine Auswahl an verschiedensten Kurzfilmen über die Leinwand des Stadtkinos.


K3 feiert die Offenheit des Kurzfilms
K3 zeigt welches kreative Potential im Format Kurzfilm steckt. Gelöst von vorgegeben Spannungsbögen bietet der Kurzfilm eine überdimensionale Palette an Ausdrucksmöglichkeiten. Unter dem Thema „KOMMERZ KUNST KINO – Widersprüche?!“ wurde den Besuchern im Stadtkinosaal in diesem Jahr vor Augen geführt, dass es im Kurzfilm keine Trennung dieser so widersprüchlichen Bereiche gibt. Wie groß der Hunger des Publikums auf Kurzes ist, untermauerte der Publikumsandrang – restlos ausverkauft!
Um der Zusehernachfrage gerecht zu werden verlängert Veranstalter Fritz Hock das Festival im nächsten Jahr auf zwei Tage und weicht in einen größeren Kinosaal aus.

Was erwartet den Besucher bei K3: Internationales Kurzfilmfestival?
Über die Leinwand flimmert die ganze Spanne des aktuellen Kurzfilmschaffens. Vom Melodram bis zur Komödie, von der Trickanimation bis zum Kunstfilm. K3 verdeutlicht, dass in der Kürze die Würze liegt. Viele der Zuseher, die erstmals in den Genuss eines Kurzfilmerlebnisses kamen, waren überrascht wie viel in so kurzen Filmen ausgedrückt werden kann. Und genau in diesem Punkt endet auch schon die Analogie zu den Anfängen der Filmgeschichte. Waren es anno dazumal die technischen Beschränkungen, die aus einem Film einen kurzen Film machten, sind es heute die technischen Errungenschaften, die es jedem Einzelnen ermöglichen „Schnappfilme“ zu kreieren. Durch eigene Erfahrungen inspiriert wird das Publikum natürlich auch neugierig, wie Profis ihre Kurzfilme gestalten. Alles ist möglich in diesem Zwischenstück von Tradition und Moderne.

Zu sehen bei K3: Internationales Kurzfilmfestival im Juli 2009 in Villach.